„Für eine Einigung bedarf es eines deutlich verbesserten Angebots“ ist die einhellige Meinung der Mitglieder des HSB-Hauptausschusses.
Nach drei Verhandlungsrunden gibt es bisher noch keine Einigung zum Abschluss des Sportfördervertrag 2025–2028. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und der Verhandlungsdelegation des organisierten Sports – bestehend aus Hamburger Sportbund, Hamburger Sportjugend (HSJ) und dem Hamburger Fußball-Verband (HFV) – haben bislang zu keinem abschlussreifen Ergebnis geführt.
Die Verhandlungspartner des organisierten Sports sind mit folgenden Kernforderungen in die Verhandlungen gegangen:
- Substantielle Erhöhung der Förderung für Vereine und Verbände
- Substantielle Erhöhung der Förderung von Betriebskosten von HSB-Mitgliedsorganisationen mit eigenen Anlagen
- Angemessene Erhöhung der Personalkosten und Verwaltungsetats
Kein Angebot zur Erhöhung der Betriebskostenförderung für Mitgliedsorganisationen mit eigenen Anlagen
Für die Förderung der Betriebskosten von Mitgliedsorganisationen – insbesondere Vereinen mit eigenen Anlagen gibt es von der Stadt derzeit überhaupt kein Angebot. Diese Förderposition wurde seit mehr als zehn Jahren nicht erhöht, ist aber vor dem Hintergrund der gestiegenen Kosten für Wartung, Instandhaltung und Energie für Vereine essentiell wichtig. Im gleichen Zeitraum sank die relative Förderhöhe für die Vereine, da mehr Anlagen hinzugekommen sind. Um überhaupt noch signifikante Fördersummen ausschütten zu können, musste die Förderung für einzelne Anlagentypen schon vor Jahren aus der Förderung genommen werden.
- "Die Modernisierung und Sanierung vereinseigener Sportanlagen werden auf hohem Niveau fortgesetzt.“ (Ziel 9 - Active City Strategie [ACS])
- „Die gute öffentliche Versorgung mit bedarfsgerechter Sportinfrastruktur wird zudem durch die Vereinssportzentren und vereinseigenen Sportanlagen für Einzelsportarten wie Tennis, Hockey, Segeln, Rudern u.v.m. ergänzt. Für die Sanierung, den Ausbau, den Unterhalt und den Betrieb dieser Sportstätten nutzen die Vereine bewährte Strukturen und investieren kontinuierlich in erheblichem Maße mit Mitteln aus Mitgliedsbeiträgen, Sonderumlagen und öffentlichen Förderungen in ihre Infrastrukturen.“ („B. Ausbau der Sportinfrastruktur: Strukturen und Beteiligte, Ausgangssituation“ – letzter Absatz, ACS)
Viele Vereine haben bereits Mitgliedsbeiträge angehoben und versuchen die Energieverbräuche zu senken, um auf die gestiegenen Energiekosten zu reagieren, aber diese Maßnahmen haben ihre Grenzen, wenn man keine Mitglieder- oder Qualitätsverluste riskieren möchte. Das städtische Nothilfeprogramm „Energie Nothilfe Sport“, dass über den HSB abgewickelt wird, um die explosionsartig gestiegenen Energiekosten abzufedern, läuft Ende 2024 aus und fördert anders als das Betriebskostenprogramm keine Wartungs- und Instandsetzungskosten.
Auf diese Situation gilt es zu reagieren, um die vereinseigene Infrastruktur Hamburgs, also beispielsweise Vereinsportzentren, Sporthallen oder Lehrschwimmbecken für die Vereine finanzierbar zu halten. Kein Angebot in dieser Position kann die Verhandlungen zum Scheitern führen!
Rekordanzahl von Kindern und Jugendlichen in Hamburger Sportvereinen nicht im Angebot der Stadt berücksichtigt
Hamburgs Kinder und Jugendliche strömen in die Sportvereine: In 2024 wurde der absolute Rekordwert von 158.269 Mitgliedschaften bei unter 18-jährigen erreicht, über 13.000 mehr als im Vorjahr. In den Verhandlungen wurden für den Etat der Hamburger Sportjugend von der Stadt für 2025/2026 enttäuschende 3.300 Euro pro Jahr für 2025/2026 mehr angeboten. Das ist nicht ausreichend, insbesondere, wenn man dem Interview des Sportsenators im Hamburger Abendblatt vom 14. August 2024 glauben schenken möchte. Dort hieß es noch:
- „… Ich glaube, dass wir Sport so dringend brauchen wie noch nie, als diese große Kraft, die uns als Gesellschaft noch zusammenhält, und nicht zuletzt ist Sport auch ein Rettungsring, den wir den Eltern zuwerfen, um zu verhindern, dass ihre Kinder mit acht Jahren ihre Zeit vor allem mit dem Handy verbringen und als Teenager psychische Probleme haben. Es geht also auch um die Frage: Wie sollen unsere Kinder aufwachsen?“.
Gute Frage! Die Antwort der Stadt bei den Sportfördervertragsverhandlungen überzeugt hier leider nicht, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Zielsetzung des Senats in seiner Active City Strategie in der es heißt „All diese positiven Aspekte können ganz besonders im Sportverein vermittelt werden, sodass die Mitgliedschaft von Kindern und Jugendlichen im Sportverein grundlegendes Ziel der Bestrebungen ist“ („B. Schnell aus den Startblöcken Sport und Bewegung für Kinder und Jugendliche“ kommen, Ausgangssituation – letzter Absatz, ASC).
Vor dem Hintergrund der steigenden Zahlen von Kindern und Jugendlichen bedarf es weiterer Qualifizierung von jungen Engagierten als tragende Säule im Kinder- und Jugendsport sowie mehr Angebote wie Turniere, Wettkämpfe und Meisterschaften, damit sich Kinder sportlich messen können und ganz im Sinne des Senators „das Handy beiseitelegen“. Die angebotene Mini-Erhöhung ist hierfür nicht ausreichend.
Kernaufgaben von Verbänden ebenfalls finanzieren
Für die Kernaufgaben des Hamburger Fußball-Verbands sind im Gegensatz zu gesellschaftspolitischen Förderpositionen kaum Erhöhungen angeboten worden, obwohl diese die Grundvoraussetzung dafür bilden, dass der Fußball seine gesellschaftspolitischen Themen auch bedienen kann. Ohne ausgebildete Trainer*innen, Schiedsrichter*innen und ein funktionierendes Schiedsgericht läuft auch kein Integrations- oder Mädchenprojekt. Die Diskrepanz zwischen dem Verhandlungsangebot für die Kernaufgaben des Verbands und gesellschaftspolitischen Förderpositionen sollte deutlich verringert werden.
Gibt es wirklich nicht genug Mittel?
Von Seiten der städtischen Verwaltung wird in den Verhandlungen auf die „absolut dramatische Haushaltslage" hingewiesen, diesbezüglich gebe es nicht mehr Mittel für den Sport.
Die folgenden Zitate ziehen diese Aussage in Zweifel:
- „Hamburg hat Corona-Notkredite vorzeitig zurückgezahlt“ (NDR, 25.05.2024 07:16 Uhr)
- „Trotz schwacher Konjunktur und steigender Ausgaben weist der Etat zum Halbjahr ein riesiges Plus aus“ (Hamburger Abendblatt: „Hamburgs Milliarden-Überschuss – Das steckt dahinter, 15.08.2024)
- „Entwurf für Haushaltsplan 2025/26 beschlossen: Rekordinvestitionen für die Stadt - Hamburg weiter auf solidem finanzpolitischen Fundament“ (Hamburg.de, Stand: 19.06.2024 Pressemitteilung)
- Wenn man sich die Ausgaben des Senats für die Marketingmaßnahmen für die Active City anschaut, dann haben „die bereits viel Geld gekostet. Das gesamte Marketing hake. Fürs Active-City-Merchandising gab die Stadt seit 2017 eine halbe Million Euro aus. Die Antworten des Senats zur Kooperation mit dem kostenlosen „sporting hamburg stadtsportmagazin“, sagt Sudmann, werfen jetzt neue Fragen auf: „Haben sich die seit 2020 gezahlten 222.280 Euro für Markenpartnerschaft und redaktionelle Inhalte gelohnt?“ (Hamburger Abendblatt: 24.04.2024, 04:30 Uhr)
Als Fazit kann man also festhalten: Es ist genug Geld da, man möchte es nur für etwas Anderes ausgeben.
Man hat den Verhandlungsparteien bis jetzt in Summe 443.300 Euro Erhöhungen für 2025 und 2026 und weitere 200.000 Euro Erhöhungen für 2027 und 2028 angeboten. Im Ergebnis fehlen 855.000 Euro für die Jahre 2025 und 2026 zur Einigung.
Für den HSB fehlen Gelder für den Betrieb, die Sanierung und Investitionen von vereinseigenen Sportanlagen der Mitgliedsorganisationen (Jahre 2025 und 2026) und zusätzliche Mittel für dieselben Förderinhalte (Jahre 2027 und 2028). Die HSJ fordert mehr Budget für die Förderung des Ehrenamtes und für Personal sowie zusätzliche Mittel für dieselben Förderinhalte (Jahre 2027 und 2028). Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) fordert mehr Geld für seine Kernaufgaben (z.B. Trainer*innenausbildung) sowie zusätzliche Mittel für den selben Förderinhalt (Jahre 2027 und 2028).
Der HSB-Hauptausschuss stellt in Frage, ob es die Aufgabe des Landessportamts ist, sich im Wesentlichen um Active City PR-Maßnahmen zu kümmern, während relevante Fragen für Sportvereine erkennbar jahrelange nicht bearbeitet werden, u.a. die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf städtischen Sportrahmenvertragsflächen.
Welchen Wert hätten die städtischen Formate - wie der Active City Day, Active City Summer und Active City Festival - eigentlich ohne die Beteiligung der Hamburger Sportvereine? Eine Teilnahme der Vereine an diesen Formaten ist vor dem Hintergrund der Verhandlungen nun für die Zukunft in Frage zu stellen.
Es ist nicht mehr viel Zeit für eine Einigung. Es bedarf eines verbesserten Angebots durch die Stadt für die genannten Positionen, um die Sportfördervertragsverhandlungen noch zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.
Der HSB-Hauptausschuss fordert die Stadt auf, ein verbessertes Angebot zu den genannten Punkten vorzulegen, damit die HSB-Mitgliederversammlung am 12. November 2024 darüber abstimmen kann.