Drei Fragen an Mark Borchert zum Thema Nachwuchsleistungssport und Talentprogramm.

Viele Kinder, auf deren Shirt Talentkids steht

Wie bewertest du die Situation des Hamburger Nachwuchsleistungssports vor dem Hintergrund der Coronakrise?
Ich sehe die große Gefahr, dass sich viele unserer jungen Athlet*innen vom Leistungssport abwenden. Die Frustration, gar nicht bzw. stark eingeschränkt trainieren zu dürfen, ist riesig. Athlet*innen, die sich schon in jungen Jahren für den Leistungssport entschieden haben, möchten alles geben, um besser zu werden. Das ist ohne Training und Wettkämpfe unmöglich.

Wie ist die Situation der Hamburger Nachwuchsathleten *innen, wenn man das mit anderen Bundesländern vergleicht?
Viele Spitzenverbände führen auch in der Corona-Pandemie Sichtungen für die Aufnahme in die Nachwuchs-Bundeskader durch. Durch die lange Zeit des eingeschränkten bzw. nicht stattgefundenen Trainings wird es für die Hamburger Talente dramatisch schwieriger, den nationalen Anschluss zu bewältigen. Dies nehmen natürlich auch die jungen Athlet*innen selbst sowie deren Trainer*innen und Eltern wahr, was für zusätzliche Verstimmung sorgt. Unsere Landestrainer*innen müssen sich die Frage stellen, ob es überhaupt Sinn macht, mit den Hamburger*innen an den Sichtungen der Spitzenverbände teilzunehmen.

Welche Auswirkung gibt es auf die Talentsichtung und Talententwicklung im Kindesalter?
Die Sichtungsmaßnahmen unserer Landesfachverbände haben auf Grund der Einschränkungen nur in stark reduziertem Umfang stattgefunden oder mussten gänzlich entfallen. Da wo Sichtungen stattfinden konnten, haben weitaus weniger Kinder als in den Vorjahren teilgenommen. Auch das HSB-Talentprogramm hat unter den vielen Einschränkungen gelitten, weil zahlreiche Trainingseinheiten für die gesichteten Hamburger Talente ausfallen mussten. Die Basis unser Hamburger Leistungssportpyramide hat sich erheblich verkleinert. Die Auswirkungen werden wir in naher Zukunft leidvoll zu spüren bekommen.