Yasmine half bei der Organisation eines Sportfests und erforschte gemeinsam mit Jan die Hamburger Vereinswelt.

Jan und Jasmin sitzen auf Stühlen und hören zu

Beim Kennenlernen im Februar hätten sie viel über sich gesprochen, „aber nicht über das Projekt“, sagt Yasmine lachend. „Wir haben darüber geredet, was wir machen, wie wir leben, welche Filme wir schauen...“
Teil dieses ersten Kontakts war indes auch die Terminsuche für ein gemeinsames Treffen dort, wo Jan arbeitet – beim Betriebssportverband Hamburg (BSV Hamburg) nahe dem Berliner Tor. Dort verantwortet er seit rund einem Jahr das Mitgliederwesen. Jan hat lange ehrenamtlich als Fußballtrainer beim TuS Berne und dem SC Condor gearbeitet; nach einem Sportmanagement-Fernstudium krempelt er nun die Außendarstellung des BSV Hamburg um, wie er es nennt: „Der Job begeistert mich. Ich habe viele Möglichkeiten, etwas zu verändern und voranzubringen.“

Als Tandem im Projekt „Finde deinen Platz im Sport“ des HSB übernahm Jan die Rolle des Mentors und zeigte Yasmine den BSV und die vielen Möglichkeiten eines Sportvereins. Yasmine sagt: „Ich komme aus Kairo in Ägypten und habe dort auch am Sport in verschiedenen Klubs teilgenommen. Aber hier in Deutschland war es das erste Mal, dass ich in einem Verein war.“ Mentee Yasmine ist 28 Jahre alt und für ihr Masterstudium in Neurowissenschaft hergekommen. Sie möchte in diesem Fach promovieren.

Nach einer Besprechung über Zoom entschieden die beiden, die ursprüngliche Projekt-Idee zu verwerfen – sie wollten Sportfeste speziell für Kinder und Alte organisieren. Dafür war aber zu wenig Zeit. Also einigten sie sich auf ein Engagement Yasmines bei der „Hamburgiade“ Anfang September. Die Hamburgiade ist ein großes Breitensportfest.

Aus Jans Sicht hat „FiPS“ einen großen Nutzen, auch, weil es zunächst einige Hürden zu überwinden galt: „Es war eine Herausforderung, weil es für uns beide neu war und wir uns erst zurechtfinden mussten.“ Dabei halfen das Kick-Off-Event im März und das Retro-Meeting im Juni, wo sich beide im Rahmen des Projekts pflichtgemäß trafen. Jan sagt: „Es war mir von vornherein klar, dass es Teil des Projekts sein würde, sich aufeinander einzulassen. Es hat mir große Freude bereitet, mit Yasmine zu planen und auch neue Erkenntnisse gebracht.“ Welche? Jan holt etwas aus: „Wenn wir als organisierter Sport uns immer auf die Fahnen schreiben, wie gut wir integrieren, sollten wir uns nicht nur auf die Leute konzentrieren, die schon im Sport angekommen sind. Der Sport sollte sich mehr Gedanken machen, wie wir Leute in die Vereine bringen, die das deutsche Sportsystem noch nicht kennen.“ So wie Yasmine. Sie hat den Blick ins deutsche Vereinsleben nun via „FiPS“ gewonnen.

Für Jan gab es neben der reinen Projektarbeit also einen zweiten Erkenntnisgewinn: „Im Sport kriegen wir die Integration gut hin. Aber dass noch mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte den Weg in den Sport finden, ist eine Herausforderung. Bei mir ist durch dieses Projekt ein Bewusstsein dafür entstanden.“
Yasmine lobt „FiPS“ ebenfalls als sinnvoll, einfach auch, weil sie darüber sehr viel mehr über Hamburg und Deutschland gelernt habe, wie sie sagt. Jan wiederum hebt hervor: „Das Projekt erreicht nicht super viele Menschen, aber ich fände es sehr lohnenswert, es weiterzuführen, denn die, die dabei sind, haben einen großen Benefit. Ich glaube, für Yasmine kann es einen sehr großen Nutzen zur Integration haben.“ Sie nickt zustimmend.

Womöglich kommt für Yasmine bald ein Blick auf das Sportsystem in anderen Teilen Deutschlands hinzu. Denkbar, dass ihre Zeit in Hamburg endet, denn sie sucht einen gemeinsamen Ort, an dem sie promovieren und ihr Freund Mohamed sein Pharmazie-Masterstudium beenden kann. Die beiden haben sich 2017 in Kairo kennen gelernt, fühlen sich inzwischen ganz wohl im deutschen Norden, wobei zuhause eine eiserne Regel gilt: „Da sprechen wir arabisch und nicht deutsch“, sagt Yasmine fröhlich. Auf Deutsch, natürlich.

Frank Heike