Masoud und Valerian haben einen Platz für Masouds Sohn im Fußballverein gesucht und dabei Hamburg kennengelernt.

Valerian hat den Arm um Masouds Schulter gelegt

Das Ziel: einen Platz im Fußballverein für Masouds zehn Jahre alten Sohn Ebrahim finden. Wo? In Eimsbüttel. Wann? Am besten sofort. Der Weg dahin ist gar nicht so einfach für Valerian und Masoud. Valerian, 31, hätte sofort eine Antwort gehabt, denn er arbeitete bis Ende September für den Hamburger SV. Den e.V., nicht die AG. Doch der Weg ist weit nach Ochsenzoll, wo der HSV-Nachwuchs trainiert, wenn man in Eimsbüttel nahe der Apostelkirche wohnt wie Masoud, 36, und seine Familie. Der Projektplan „Mission Vereinsplatz“ war schnell erstellt. Zuvor zeigte Valerian, Spitzname Valle, seinem Mentee Masoud noch ein paar Plätze mit Bezug zum HSV. Das Stadion. Den Uwe-Seeler-Fuß. Das Museum. „Das war schön, es hat viel Spaß gemacht“, sagt Masoud, erzählt auch vom Spazierengehen, vom Kaffee trinken.

Eine andere neue Erfahrung war der Ausflug ins Kletterzentrum Lokstedt des Deutschen Alpenvereins. Dort erlernte Masoud im März beim Kick-Off-Event unter sachkundiger Anleitung gemeinsam mit Valle Grundzüge des Kletterns. „Er hat mir den ganzen Abend davon erzählt“, sagt Masouds Frau Nahid lachend, „und dass er viele neue deutsche Worte gelernt hat.“ Masoud stammt wie Nahid aus dem Iran, lebt seit drei Jahren mit ihr und Sohn Ebrahim in Eimsbüttel. An der iranischen Schule nahe der U-Bahn-Haltestelle Lutterothstraße unterrichtet Masoud Mathematik. Nahid, 33, hat in Chemie promoviert und arbeitet an der Universität Hamburg als Postdoktorandin; sie ist auch am Desy in Lurup und Schenefeld tätig. Die Familie fühlt sich sehr wohl in Hamburg und würde gern hierbleiben.

Valle befürwortete das „Finde deinen Platz im Sport“(FiPS)-Projekt des HSB Anfang des Jahres sofort. Er sagt: „Wir als HSV wollten teilnehmen, weil wir das Projekt unterstützen und dahinterstehen. Ich bin sehr offen herangegangen und wusste gar nicht, welchen Tandempartner ich bekomme.“ Als Mentor Valle und Mentee Masoud bewusst wurde, dass ein Eintritt in den HSV und der Zugang zum Fußball bei der dortigen U11 wegen der Entfernung allzu beschwerlich sein würde, begann die Suche. Diese Recherche hatte auch eine Meta-Ebene, denn über die Auseinandersetzung mit der Stadt, ihrer Größe und der Vereinsstruktur kamen Valle und Masoud ins Gespräch. Oft war auch Nahid dabei, was die Dinge vereinfachte. Sie sagt: „Die Sprache Deutsch ist eine Herausforderung für Masoud. Wir sprechen zuhause viel Persisch. Aber Masoud will viel besser Deutsch können.“ Valle sagt: „Der HSV ist ein riesiger, dezentral aufgestellter Sportverein. In Eimsbüttel ist der HSV aber nicht vertreten. Deswegen mussten wir uns anders orientieren.“ Immerhin sprang für Ebrahim ein Platz im Sommercamp des Eimsbütteler Turnverbands (ETV) heraus. Nun steht er dort auf der Warteliste. Inzwischen hat er zudem eine andere Sportart beim ETV gefunden, die ihn begeistert – Inline-Skating.

Auch wenn die Suche nicht sofort zum Erfolg führte, findet Valle das HSB-Tandemprojekt sehr sinnvoll. Er sagt: „Über den Sport gibt es für Zugewanderte leichten Zugang zur Teilhabe. Das ist die Idee dahinter. Natürlich gibt es manchmal Schwierigkeiten, wenn, wie in unserem Falle, die Entfernung zu groß ist. Aber wir bleiben an dem Thema dran.“ Valle, Masoud und Nahid wollen den Kontakt halten. Valle sei sehr nett, sagt Masoud, und seine Frau ergänzt: „Wir sehen uns wieder, auf jeden Fall.“ Valle fügt an: „Für mich ist das eine wertvolle Verbindung. Die beiden sind interessante Menschen, und ich freue mich, wenn ich helfen kann.“ Schließlich steht ein gemeinsames traditionell iranisches Kaffee- und Teetrinken bei Nahid und Masoud zuhause in Eimsbüttel noch aus.

Frank Heike