Pallavi und Marco halfen bei der Sommerfest-Organisation des HSV Barmbek-Uhlenhorst mit
„Ich habe in Indien viel deutschen Fußball im Fernsehen gesehen“, sagt Pallavi, „aber das deutsche Vereinsleben kannte ich nicht. Es war für mich dann sehr schön zu erleben, wie ein deutscher Sportverein funktioniert.“
Pallavi ist 35 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter seit zwei Jahren in Hamburg. Sie arbeitet als Software-Entwicklerin bei einer Bank in Berlin, ist aber nur einmal pro Monat dort. Ihre Tochter ist begeisterte Gymnastin – und hier kommt der HSV Barmbek-Uhlenhorst (BU) ins Spiel. Denn als eine der ersten Stationen dort besuchte Pallavi die Abteilung Rhythmische Sportgymnastik des Barmbeker Klubs. Das passte also. Andere Sparten kamen hinzu. Marco Peters fand das erfrischend: „Pallavi ist sehr offen, hat sofort überall reingeschnuppert und sich sehr für unseren Verein interessiert.“ Marco Peters ist 30 Jahre alt und BU-Geschäftsstellenleiter, zudem Vorstandsvorsitzender des Vereins und mitten in den Vorbereitungen zum 100-jährigen Vereinsjubiläum. Er steckt also bis zum Hals in Arbeit. Vom Tandem-Projekt des HSB „Finde deinen Platz im Sport“ (FiPS) hatte er aus einem HSB-Flyer erfahren und sich sofort für das Projekt interessiert. Er sagt: „Mein Gedanke damals war: ich habe zwar wenig Zeit. Das mache ich aber auch noch, weil ich es gut finde, wenn zugewanderte Menschen unser Vereinssystem kennenlernen.“
Die beiden trafen sich dann erstmals bei der FiPS-Auftaktveranstaltung in der Lokstedter Kletterhalle; eine gute und lockere Art des ersten Kontakts, findet Marco: „Da hatten wir die Gelegenheit, uns in Ruhe kennenzulernen.“ Nach einigen weiteren Treffen, meist bei BU, beschlossen Mentee Pallavi und Mentor Marco, dass sie beim großen Sommerfest mithelfen solle. Pallavi sagt: „Das war unsere gemeinsame Idee. Ich habe mir überlegt, dass ich mit Kindern im Sport arbeiten möchte. Marco hat die Kontakte gemacht.“ Gemeinsam mit ihrer Familie engagierte sich Pallavi dann am 1. Juli beim Sommerfest, als trotz schlechten Wetters viele Menschen auf die Vereinsanlage strömten.
Das Sportfest und das Reinschnuppern in die Abteilungen bei BU – dazu gehörte auch der Besuch eines Abendspiels der ersten Fußball-Herren in der Landesliga – haben Pallavi wertvolle Erkenntnisse gewinnen lassen: „In Indien hatte ich die Gelegenheit, Sport zu machen. Ich habe einen Yoga-Kurs geleitet und Badminton gespielt. Bei BU habe ich viel gesehen und verstanden. Alle sind sehr geduldig mit mir. Wie organisiert man ein Vereins-Fest? Darüber hatte ich mir vorher keine Gedanken gemacht.“
An Ideen mangelt es ihr nicht. Gern würde sie eine Fußball-Mädchenmannschaft mit ihrer Tochter im Team für BU an den Start bringen. Das mag Zukunftsmusik sein. Doch sind es solche Einfälle, die Marco Peters begeistern. Er sagt: „Pallavi ist sofort und ohne Einstiegshürde ins Vereinsleben eingetaucht. Sie hat da schnell Anknüpfungspunkte gefunden, obwohl ich sie gar nicht so eng begleiten konnte. Selbst, wenn sie nichts gefunden haben sollte, wo sie jetzt als Vereinsmitglied oder Ehrenamtliche hängenbleibt, hat sie einen guten Schritt getan, um das Vereinssystem kennenzulernen.“
Das bestätigt sie. Denn auch für Pallavi selbst hat das Tandemprojekt einen beträchtlichen Nutzen: „Es ist eine sehr gute Gelegenheit für neue Menschen hier, in Kontakt zu kommen. Du sitzt nicht allein zu Hause. Meine Tochter hat Kontakte über die Schule, aber als Erwachsene hast du das nicht. Das Projekt ist sehr gut, wenn man sich integrieren möchte – das geht über den Sport leichter.“ Marco Peters will den Kontakt zu Pallavi halten. Er sagt: „Sie ist hier ganz herzlich willkommen – bei was auch immer, und egal, ob das einmalig ist, sie jeden Tag oder alle drei Monate kommt.“ Geht es nach ihr, wird es nicht allzu lange dauern.
Frank Heike