Seit der Umstellung des Abrechnungsverfahrens der soziokulturellen Teilhabe im Januar 2022 ist ein errechneter Rückgang von Teilnehmenden im organisierten Sport von 20,41% zu verzeichnen.

Kleine Kinder in Winterklamotten beim Fussballtraining @ Pexels

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat seit Januar 2022 das Abrechnungsverfahren für die Sportvereins-Mitgliedschaft von Kindern und Jugendlichen mit Anspruch auf soziokulturelle Teilhabe umgestellt. Die zentrale Abrechnung über das Programm „Kids in die Clubs“ durch die Hamburger Sportjugend (HSJ) entfällt seitdem und wird durch eine direkte Abrechnung zwischen Sportverein und Bezirksamt bzw. zwischen Sportverein und Sorgeberechtigten durchgeführt.

Schon Ende letzten Jahres hatten die HSJ und einige Sportvereine Bedenken geäußert, lange darum gekämpft, das Abrechnungsverfahren in altbewährter Weise beizubehalten und vermutet, dass mit der neuen Abrechnungsvariante ein Verlust an Mitgliedern einhergehen würde.

Da die geplante Evaluation der Situation mit der Sozialbehörde zum 30. Juni 2022 bisher noch nicht möglich war, hat die Sportjugend eine eigene Bewertung vorgenommen und die Mitgliedsvereine der Vereinigung der TopSport Vereine der Metropolregion Hamburg befragt.

Pia Wilke, Geschäftsführerin der HSJ, sagt dazu: „Für uns war und ist die soziale Integration von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit geringem Einkommen immer eine wichtige Sache und wir finden es sehr schade, dass unsere Befürchtungen anscheinend bestätigt wurden."

Das Ergebnis ist zwar nur ein Ausschnitt des organisierten Sports in Hamburg, ist aber ein erschreckender Fingerzeig: Zweidrittel der Vereine (15 von 21) haben Zahlen gemeldet und die Zahl der neubeantragten Mitgliedschaften aus dem Bildungs- und Teilhabepaket im Sport mit Werten aus den Vor-Corona-Jahren 2017-2019 verglichen. Daraus ergibt sich ein deutlicher Rückgang von Neu-Teilnehmenden von 20,41%. Die Entwicklung der Gesamtmitgliederzahlen bis zum 17. Lebensjahr liegt bei -5 % (Vergleich 2017-2019 zu 2022).

"Die Zahlungen für teilhabeberechtigte Mitglieder in Sportvereinen ist zwar erhalten geblieben, aber diese Umfrage unter den hauptamtlich geführten Vereinen in unserer Stadt ist ein Indiz, dass der bürokratische Mehraufwand für viele abschreckend wirkt und damit weniger Kinder und Jugendliche ihren Weg in den Sport finden.", ergänzt sie.

"Es ist darüber hinaus zu befürchten, dass kleinere Vereine mit rein ehrenamtlicher Führung diesen bürokratischen Mehraufwand nicht mehr darstellen können und deswegen weitere Kinder den Weg in den Sportverein nicht mehr finden. Eine Entwicklung, die zu vermeiden gewesen wäre.“